Sinti und Roma – von Vorurteilen zur Verfolgung

Expertin Magdalena Guttenberger verdeutlicht den Schüler/innen der Ethikgruppe aus den 9. Klassen wie Vorurteile zu großer Stigmatisierung und Verfolgung der Sinti und Roma führten.

Experten beleuchteten im Ethikunterricht die dunkle deutsche Vergangenheit im Umgang mit Sinti und Roma

Um ihrer Schüler/innen die Zusammenhänge der Sinti-und-Roma-Verfolgung erfahren zu lassen, lud Ethiklehrerin Susann Frenzel die Experten Magdalena Guttenberger und Dr. Andreas Hoffmann-Richter in ihren Unterricht ein. Guttenberger, selbst Angehörige der Sinti, berichtete aus eigener Erfahrung mit welchen Vorurteilen und am Ende welchen Konsequenzen sie sich und ihre Familie konfrontiert sahen. Sie beschrieb den Weg, den ihre Familie gehen musste: Von der Denunzierung über Verfolgung bis zur Deportation in das größte Sinti-und- Roma-Arbeitslager Deutschlands in Ravensburg. Für Teile ihrer Familie wie für viele andere folgte von dort aus die todbringende Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz.

Um die Geschichte ihre Familie sowie aller Inhaftierten des Arbeitslagers und der in Auschwitz umgekommenen Ravensburger Sinti wach zu halten, engagierte sie sich für die Errichtung des heutigen Denkmals an der St. Jodokskirche in Ravensburg.

Hoffmann-Richter, pensionierter evangelischer Pfarrer, gab zunächst einen Überblick der verschiedenen Epochen der über 600 Jahre alten Historie der Sinti und Roma in Deutschland. Diese war, so Hoffmann-Richter, immer von Misstrauen und Missgunst geprägt, stets getrieben von der Suche nach einem Schuldigen, für welche Misere auch immer. 

Anschließend zeigte er den Schüler/innen durch verschiedene Beispiele wie wir alle mit Vorurteilen behaftet und uns häufig dessen gar nicht klar sind oder uns zu wenig Mühe machen, genauer zu schauen, um ein differenziertes stimmigeres Bild zu bekommen. Und so blieben durch unwahre Erzählungen Sinti und Roma eben stets ein kriminelles, wanderndes Volk. 

Im folgenden Rollenspiels erlebten die Schüler/innen durch einen Perspektivwechsel, wie es sich auf der anderen Seite für die Denunzierten anfühlt – welche Ohnmacht und Entwürdigung für sie damit einhergeht.  

Am Ende des 90minütigen Unterrichts verabschiedeten sich Guttenberger wie Hoffmann-Richter von der sichtlich betroffenen Schülergruppe. Ihrem Ziel, das beide ehrenamtlich als Mitglieder des Verbands deutscher Sinti und Roma verfolgen, sind sie weitergekommen: sich für die Aufklärung der Geschichte der Sinti und Roma einzusetzen und damit auch in heutiger Zeit präventiv zu wirken.

Foto: Susann Frenzel